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09 Dezember 2016

MODERNER LASTESEL: EINFACH SCHIEBEN LASSEN - Bericht TASPO GARTEN-DESIGN

Die gute alte Schubkarre, der „Graus“ eines jeden – aber auch das bekannteste sowie unkompliziertes Transportmittel auf jeder Baustelle, hat in den letzten Jahren einen Entwicklungssprung gemacht. Moderne Varianten sind jetzt motorisch mit Verbrenner oder vollelektrisch unterwegs. Und genau diese elektrische Variante, die ganz dem Zeitgeist entspricht, stand mit ihrer Einsatzfähigkeit in einem Test unter Beobachtung.

DER TESTKANDIDAT ...

... hört auf den Namen Etesia Donky, was stark an das englische Donkey, welches übersetzt ins Deutsche Esel lautet, angelehnt ist. Das passt ganz gut, denn ein kleiner „Lastesel“ ist eine Schubkarre schon. Dieser hier möchte einerseits mit seiner Belastbarkeit und anderseits mit seinem starken Akku-Elektroantrieb auftrumpfen.

UNSER TESTBETRIEB ...

... war das Unternehmen „Amber Traumgarten“ mit Sitz im Westen von Berlin. Amber deckt das ganze Spektrum eines Gartenbaubetriebes von der Objektplanung und -gestaltung, der Pflege bestehender Gartenanlagen über die Ausstattung mit Gartenaccessoires bis hin zu einer kleinen Baumschule ab.
Dem Inhaber Jonathan C. Dralle und seinem Team merkt man auf den ersten Blick die Liebe zu ihrem grünen Arbeitsumfeld an. Mit motorgetriebenen Schubkarren hat man hier sowohl mit einer Eigenkonstruktion als auch mit einem älteren Elektroschubkarrenmodell bereits Erfahrung gesammelt. Dralle ist neuen Techniken und vor allen Dingen arbeitserleichternden Maschinen gegenüber aufgeschlossen, weshalb er gerne bereit war, den „Esel“ im Regelbetrieb auf seine Alltagstauglichkeit zu prüfen.
Die Anforderungen an eine Schubkarre sind eigentlich recht einfach zu definieren. Sie ist der Baustellenklassiker, mit dem man auf kleinstem Raum jede Art von Lasten von A nach B transportiert. Dabei sollten möglichst große Mengen pro Fahrt möglich sein, wobei grundsätzlich manuell betriebene Schubkarren ein Fassungsvermögen von rund 80 Litern haben und teilweise mit einem Aufsatz bis auf 150 Liter erweiterbar sind.
Für den Mitarbeiter bedeutet dies aber jedes Mal eine starke Belastung des gesamten Körpers sowie einen enormen Kraftaufwand, denn die Schubkarre muss nicht nur nach der Beladung von der Stelle, sondern natürlich, egal bei welcher Bodenbeschaffenheit, über die gesamte Strecke bewegt und am Bestimmungsort mit einem zusätzlichen Krafteinsatz entladen werden.
Starke Arme und eine gute Gesamtkonstitution des Mitarbeiters sind dafür eine gute Voraussetzung. Hier könnte die elektrische Schubkarre sich als absolut sinnvoller Helfer erweisen.

IN DER PRAXIS ...

... musste der Donky zeigen, was er drauf hat. Von den nominalen Werten her versprichter ein gutes Leistungsvermögen. 180 Liter gehen in die Wanne, mit optional verbaubaren Seitenwänden sogar 400, die Motorleistung erreicht 1.700 Watt, und mit voll geladenem Akku sollen mindestens fünf Stunden Dauerbetrieb kein Problem sein. Ladevorgänge über einen normalen 220 V-Anschluss dauern laut Hersteller etwa vier bis fünf Stunden, was ein Wiederaufladen über Nacht problemlos möglich macht. Die äußeren Maße von 1.722 Millimetern Länge, 900 Millimetern Breite und einer Höhe von 1.027 Millimetern hingegen reichen schon in die nächstgrößere Maschinenklasse, die der Minidumper.

DIE ERFAHRUNGEN ...

... des Amber–Teams sind in aller Kürze vorweggenommen sehr positiv. Natürlich fällt der Donky sofort durch seinen Größenunterschied im Vergleich zu einer normalen Schubkarre auf. Mit den großen Vorderrädern sowie den deutlich kleineren Hinterrädern, den U-förmig geformten Handgriffen und der sehr wuchtig erscheinenden Transportwanne machten sich kleine Zweifel über das Handling breit, die sich aber schon auf den ersten Metern im Umgang mit ihm zerstreuten.
Lediglich das Fahren erforderte im ersten Moment etwas Fingerspitzengefühl, um den Vortrieb per Elektromotor mit dem am rechten Handgriff verbauten Drehknopf sanft dosieren zu können.
Mit seinen 90 Zentimetern Breite passt er in der Regel durch die Gartentore und auf die entsprechenden Wege. Die Bedienung ist einfach: Der Startvorgang wird mit einem Drehschalter für die grundsätzliche Aktivierung des Gerätes und einem Schlüssel zur Fahraktivierung geregelt.
Darüber hinaus lässt sich die Fahrgeschwindigkeit über einen Kippschalter in zwei Stufen regulieren. Alle Bedienelemente befinden sich auf einem übersichtlich unter den Handgriffen angebrachten Bedienpaneel. Verschiedenen Körpergrößen der Bediener kommt der Donky durch eine mechanische Verstellbarkeit der Handgriffe entgegen.

  • Positiv: Mit der aus Gewichtsgründen in Hartplastik gefertigten Wanne bringt der Donky ein Gesamtleergewicht von „nur“ 170 Kilogramm auf die Waage. Die Wanne wirkte solide und zeigte auch nach dem Einsatz kaum Gebrauchsspuren.
  • Clever: Die hohlen Wannenwände und der Boden lassen sich auch als Wassertank nutzen – mit einem Füllvolumen von immerhin 85 Litern. Zwar war im Test diese Fähigkeit nicht gefragt, aber nach Meinung der Mitarbeiter ist dies besonders für Pflanzungen sowie Pflegearbeiten im Sommer ein komfortables Element, erspart es doch das Mitführen zusätzlicher Behälter. Das Beladen erfordert immer noch den vollen Krafteinsatz, wohingegen das Entladen, insbesondere bei Schüttgut sehr leichtgängig ist. Nach der Entriegelung bedarf es keines großen Kraftaufwandes, um die Wanne zu entleeren, da dies durch die Maschine mit unterstützt wird. Um eine größtmögliche Sicherheit auch im beladenen Zustand zu gewähren, verfügt der Donky über eine dynamische Bremsvorrichtung (elektronisch kontrollierte Abbremsung) und eine mechanische Feststellbremse. Ganz wichtig ist in diesem Sinne der manuelle Bypass. Ist der Akku leer oder verweigert sich der elektrische Antrieb, so kann mittels Handschalter die klassische Schubkarrenvariante hergestellt werden, sprich: das leidige Schieben mit „Manneskraft“. Man bleibt also nicht einfach irgendwo liegen und bekommt das Gerät nicht mehr von der Stelle.
  • Apropos Liegenbleiben: Die Akkuleistung des Donky rechtfertigt seinen Einsatz in allen Maßen.

Im Praxisalltag waren eher kurze Einsätze als der Dauerbetrieb gefragt – während der zweiwöchigen Testphase wäre ein Aufladen nicht nötig gewesen. Um jedoch ebenfalls in diesem Punkte die Gebrauchsfähigkeit zu testen, wurde er einmal über Nacht geladen, und dies war per Ladekabel und Anschluss über die normale Steckdose problemlos möglich.

DER KRITISCHE BLICK ...

... blieb jedoch nicht verstellt. So sehr der Donky auch das Team um den Inhaber im Großen und Ganzen überzeugte, so ergaben sich doch ein paar kleine verbesserungswürdige Details. Sie behindern im Grunde nicht die Praktikabilität, minderten aber etwas den guten Gesamteindruck. An erster Stelle steht die Manövrierbarkeit. Die drehbaren Hinterräder erschweren manchmal einen schnellen Wechsel von der Vorwärts- in die Rückwärtsfahrt und umgekehrt, da sie zum Verkanten oder leichten Blockieren neigen, was zu einem kurzen Kontrollverlust führt. Die höhenverstellbaren Handgriffe könnten noch etwas mehr Verstellbarkeit gebrauchen, und es zeigte sich, dass der Griff oder die Verriegelung für die Wannenentladung sowie die Handgriffe die Gefahr des Handeinklemmens bergen.

DAS FAZIT ...

... von Herrn Dralle fiel recht positiv aus, die guten Seiten des Donky überwiegen. Es hat sich gezeigt, dass er die erwartete Arbeitserleichterung bringt und durch sein Leistungsvermögen die Effizienz auf der Baustelle steigert. Er schafft das Doppelte an Lasten, was Mann oder Frau normalerweise wuchten könnten, und das schlägt sich im gleichen Maße auf den Zeitansatz sowie Kosten nieder. Denn mehr Ladung in kürzerer Zeit bedeutet einfach übersetzt mehr Geld. Seiner Meinung nach könnte der Donky noch etwas mehr Leistung vertragen, und da er ja von der Größe her schon in das Minidumpersegment reicht, wäre die Ausstattung mit einer Selbstladefunktion ein Plus. Größtes Manko bleibt am Ende aus Sicht des Geschäftsführers der doch recht hohe Preis. 4 748,10 Euro (inkl. MwSt) ruft Etesia für den Donky auf. Da muss ein Betrieb schon kalkulieren, ob sich die Anschaffung auf Dauer lohnen könnte. Hält die Maschine jedoch, was sie verspricht – wobei Etesia in puncto Qualität einen guten Ruf hat – und kommen bei einem Defekt keine übermäßig hohen Ersatzteil- und Reparaturkosten auf den Kunden zu, dann amortisiert sich der Donky seiner Meinung nach auf jeden Fall, sodass er den Anschaffungspreis wieder einspielt.

Fotos: © Mark Schmiechen.

Quelle: Bericht TASPO GARTEN-DESIGN 6/2016.